Das Initiativkolleg Sinne, Technik, Inszenierung: Medien und Wahrnehmung fördert Dissertationsvorhaben, die sich mit dem Verhältnis von Sinneswahrnehmung, Technik und medialer Inszenierung befassen. Drei Forschungsfelder schaffen den interdisziplinären Rahmen für die Untersuchung inszenierter Wahrnehmung in theoretischer, historischer oder aktueller Perspektive.
(1) Transformation der Sinne: Wahrnehmung als kognitiver Prozess steht in engem Zusammenhang sowohl mit dem spezifischen situativen Kontext des Wahrgenommenen, als auch mit den physiologischen Voraussetzungen, dem Erfahrungshorizont, der biographischen, historischen und kulturellen Situierung und der emotionalen Verfasstheit des Wahrnehmenden. Indem die Sinne als Ausgangspunkt der Analyse von Wahrnehmungsmodi einbezogen werden, steht das Verhältnis von Körperlichkeit, Kognition und Technik in Bezug auf die historische Einbettung kulturellen Handelns und künstlerischer Produktion und Rezeption im Mittelpunkt. Parallelitäten zwischen medialen Innovationen und Transformationen der Sinne sollen in historischer und theoretischer Hinsicht untersucht werden ebenso wie jene zwischen technischem Apparat und sinnlicher Erfahrung. Besonders die Dynamik von Kulturen der Wahrnehmung und Kulturen der Erinnerung erfordert neue interdisziplinäre Forschungsperspektiven.
(2) Die Technik und die Künste: Die Entwicklung technischer Mittel zur Schärfung der Wahrnehmung bzw. zur Produktion künstlicher Sinneseindrücke lässt sich historisch weit zurückverfolgen, ist aber in ihrer engen Verknüpfung mit gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen vor allem im 20. und 21. Jahrhundert von großer Bedeutung. Die Ästhetik selbst ist eng mit den zur Verfügung stehenden und gewählten Techniken der Produktion und Reproduktion verbunden. Die historische und aktuelle Interdependenz von technischer Innovation und künstlerischer Darstellung, die Charakteristika medienvermittelter Wahrnehmung, die Verschiebung der Grenzen zwischen Mensch und Maschine, sollen im Rahmen des Kollegs einer umfassenden Analysen unterzogen werden, die sowohl kultur- und kunstwissenschaftliche, als auch kognitionstheoretische, technikhistorische und medienphilosophische Herangehensweisen berücksichtigen.
(3) Inszenierte Wahrnehmung: Medien sind ohne die Wahrnehmung des Publikums, ohne dessen unmittelbare oder virtuelle Gegenwart, nicht denk- und beschreibbar. Diese Wahrnehmung wird medial gelenkt, in einen Rahmen gesetzt, inszeniert. Künstlerische und mediale Kommunikation kann Alltagswahrnehmungen verfremden, öffnen, schärfen und so einen Überschuss an Sinn produzieren. Die spannungsreichen Wechselverhältnisse von Automatisierung und Entautomatisierung, von maschineller und körperlicher Sinnlichkeit, von gesellschaftlicher Dynamik und Wahrnehmungsbrüchen, von politischer Inszenierung und künstlerischer Verfremdung sind zentrale Herausforderungen, die nur in einer integrativen Perspektive und mithilfe des innovativen Potentials junger ForscherInnen bewältigt werden können. Wesentlich hierbei ist die Fassung ästhetischer Kommunikation als Betrachtung der Wahrnehmung von Inszenierung, und in diesem Sinne als Wahrnehmung zweiter Ordnung.
c/o Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
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